„Die Laborthese halte ich mit dem aktuellen Wissensstand für wahrscheinlicher", sagt jetzt auch Lothar Wieler. Wahnsinn. Langsam sollte man mal ernsthaft darüber nachdenken, was das eigentlich bedeutet
@larsweisbrod Ich hätte gerne mal eine tiefgreifende Erklärung dafür, warum die Laborthese damals so vehement negiert wurde, dass man, wenn man nur wagte, sie irgendwie zu eventualisieren, sofort in die Schwurbelecke verwiesen wurde. Ich verstehe einfach nicht, warum es so vielen Leuten so wichtig war, dass es keinesfalls ein Laborunfall gewesen sein konnte. Warum wurde das nicht einfach ergebnisoffen versucht zu erforschen? Für mich war das so ein typischer Zankapfel, an dem man sehen konnte, woran unsere demokratische Kultur leidet. Es gibt nämlich nicht nur eine Intoleranz von Autoritären, und es gibt nicht nur eine Intoleranz gegen Autoritäre. Es gibt leider auch Intoleranz an Stellen, wo sie überhaupt nicht nötig wäre. Warum? Profilierungssucht?
@StefanMuenz @larsweisbrod Man kann, ohne Verschwörungstheoretiker zu sein, zumindest darauf verweisen, dass leider einige der wichtigsten wissenschaftlichen Stimmen der Pandemie zuvor die Gain-of-function-Forschung vehement verteidigt hatten - es dürfte also Leuten wie Drosten schwerer gefallen sein als anderen, diese Möglichkeiten in Betracht zu ziehen?
Ich hab' am 16.12.2020 nach einer Talkshow mit OB Boris Palmer den
Kategorischen Imperativ der Chattering Class
postuliert:
"Handle stets so, dass das Vehikel meiner eigenen Selbstdarstellung zur allgemeinen Gesetzgebung wird."
Genau wie die politische Klasse die Corona-Krise als einzigartige Gelegenheit benutzt hat, sich durch öffentliche Sonderausgaben massiv persönlich zu bereichern,
habe ich die einzigartige Gelegenheit benutzt, so zu tun, als sei ich ein verschwörungstheoretischer Reichsbürger,
dessen Wutbürgertum und TROLLING aber auf Tatsachen
und
—dank Kanzlerin Pour Le Mérite im Haus—
solider medizinischer und wissenschaftlicher Grundlage beruhen.
vgl.
https://www.facebook.com/ob.boris.palmer/posts/3940566389316197?comment_id=3954829844556518
https://www.facebook.com/ob.boris.palmer/posts/4187476794625154?comment_id=4187653404607493
und als Gegensatz dazu
ADOrnos Kategorischer Imperativ ⁸³
https://www.facebook.com/ob.boris.palmer/posts/1115759598463571
@larsweisbrod @StefanMuenz Ich denke, das ist ein wichtiger Faktor. Ein anderer ist, dass es die Chinesen verkackt hätten, in einem Labor, wo die Amis mit drin hängen (finanziell und wissenschaftlich).
Aber der eigentliche Skandal ist, dass es offensichtlich möglich war. Die Sicherheitsvorkehrungen in solchen Labors sind weltweit unzureichend und werden regelmäßig ignoriert. Beinahekatastrophen sind keine Seltenheit. Und da wird nicht mal drüber diskutiert.
@schrotie Irgendwann gab es damals mal Recherchen irgendeines Hamburger Professors, welche die Laborthese stützten, und die seinerzeit hohe Wellen schlugen. Ich las das Thesenpapier und fand es zumindest diskussionswürdig. Aber wie auf Damals-Twitter die gesamte Deutungshoheitselite darüber herzog, das war ziemlich krass. Vergleichbar mit den konzertierten Abwehrreflexen gegen Precht. Verbannung in die Unseriositäts-Ecke. Ich kann so was nachvollziehen, wenn es um Brandmauerbildung gegen Rassismus oder Reichsbürgerdenke geht. Aber in anderen Fällen halte ich es für gefährlich - und auch mitverantwortlich für den Niedergang der Debattenkultur.
@larsweisbrod
> mitverantwortlich für den Niedergang der Debattenkultur.
Dieser wird ja allenthalben beklagt. Allein vom Beklagen und von Appellen wird der Debattenkultur aber auch nicht geholfen.
Deswegen braucht es aus meiner Sicht mehr und besseren Aktivismus
Spoiler: U.a. bei @kddk gibt es schon Leute, die sich dafür einsetzen.
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Zur Erklärung: #KDDK (Initiative für Konstruktive digitale Diskussionskultur) ist ein Zusammenschluss von Menschen, die gemeinsam an sozialen und technischen Innovationen arbeiten.
Wir sind davon überzeugt, dass die Digitalisierung sowohl Teil des Problems (Verfall der Diskurskultur) ist, als auch Lösungspotenziale bereithält.
Details im Positionspapier: https://kddk.eu/pp
Ein erstes Ergebnis ist übrigens #fedivis
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@cark Kannte ich noch gar nicht - danke für den Hinweis! Wenn ich da so an die klassischen Maling-Lists denke, die das Internet technisch wie sozial maßgeblich geprägt haben - was für ein geistiger Verfall ist es, den wir da erleben! Aber ist dieser Verfall allein damit erklärbar, dass nun "Hinz und Kunz" auch überall mitmischen? Ich möchte mich einfach nicht der Überzeugung hingeben, dass "Hinz und Kunz" einfach zu blöd sind. Es ist ein Kommunikations- und Ansprache-Problem. Ein Ernstnehm- und Miteinbeziehungs-Problem. Würde das erkannt und gelöst, wäre die AfD pulverisiert. Und Trump, und Musk.
@schrotie @larsweisbrod @kddk
Und damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich meine damit nicht "Anbiedern", sondern konstruktive Auseinandersetzung auf vorher geklärter Basis. Zur "vorher geklärten Basis" müssen so Sachen gehören wie "ich werde keine eindeutig demokratiefeindlichen oder menschenrechtswidrigen Äußerungen als diskutable Argumente akzeptieren."
@cark @schrotie @larsweisbrod @kddk
> konstruktive Auseinandersetzung auf vorher geklärter Basis
Klingt gut, ist aber nicht einfach. Wer legt fest, wer die roten Linien überschreitet? Und was ist mit Beiträgen die "gerade noch so" innerhalb des Sagbaren liegen etc?
IMHO lösbar, aber nicht einfach.
Wir haben übrigens eine konkret ausformulierte Projektidee in diese Richtung:
https://kddk.eu/selbstverpflichtung/
Braucht nur eine kritische Masse (vllt. 50 P. mit Interesse an konstruktiven Diskussionen zu kontroversen Themen)
Naja: Auf Mailinglisten können Diskussionen schon auch entgleisen und Flamewars gab es wohl auch schon im Usenet.
Aber die gamifizierte Rückkopplung, das Provokation und Polarisierung mehr Reaktionen und damit sowohl mehr algorithmische Reichweite als auch mehr Endorphine bringt wird vermutlich einen großen Anteil haben.
> Ein Ernstnehm- und Miteinbeziehungs-Problem.
Denke ich auch. Aber Ausgrenzung ist oft viel einfacher als inhaltliche Auseinandersetzung.
@cark @StefanMuenz
* Algorithmen sind sicher teil des Problems
* Kommunikation auch
Letzteres würde ich weiter fassen: Kultur. Kommunikation in sozialen Netzen ist eine kaum entwickelte Kulturtechnik, das braucht wahrscheinlich arg lange - Generationen.
Noch nicht genannt: Trolle und Verwandtschaft, teils bezahlt. Hier ist Ausgrenzung sinnvoll, aber wo die Grenze ziehen? Kultur...
Und mit Leuten diskutieren, die Evidenz einfach komplett ignorieren, führt in Beliebigkeit. Kann man machen ...
Debatten zu so komplexen Sachverhalten sind schon in analogen Diskursräumen schwierig. Was soll in digitalen Räumen passieren, in denen Algorithmen über die Einladung der Teilnehmer und die Reichweite von Beiträgen entscheiden?
Würdest du in analogen Diskursräumen, in denen planlos Leute kommen und reden und du nur die Beiträge verstehen kannst, bei denen alle klatschen, einen Niedergang der Debattenkultur beklagen?
@elottermann Also ich habe "analoge" Diskussionen bei komplexen Themen nie als hilfreich empfunden. Eben weil man auch mal Zeit braucht, um was nachzuschlagen usw. Da fand ich "asynchrone" Diskussionen immer am hilfreichsten - egal ob auf Papier oder digital. Was dabei allerdings wichtig ist, ist eine adäquate Abbildung der Diskussionsstruktur, so dass man eine Chance hat alles mitzubekommen, und natürlich das Fehlen von Algorithmen, die "immer nur das Beste für dich wollen".
@schrotie @larsweisbrod
Analoge Diskursräume hat man aber selbstverständlich passend zum Ziel gestaltet.
z.B. Ausrufung zur Einreichung von Beiträgen zu einer Konferenz zu einer wiss. Fragestellung - Einladung von Teilnehmern - Tagesordnung - Redereihenfolge und -dauer - Festlegung Konferenzsprache - Dolmetscher - Diskussionsrunden mit Moderatoren etc.
Warum denken Leute, dass man mit Medienkompetenz etwas gegen die Gestaltung eines dig. Diskursraums ausrichten kann?
Würde man nach den Zielen der Gestalter digitaler Diskursräume fragen, würde sich m.E. jedes Gejammer über mangelnde Debattenkultur erübrigen.
Das kann nur jemand behaupten der noch nie einen Fuß in irgend ein Biolabor gesetzt hat, so haarsträubend falsch ist es.
Aber so rein gefühlsmäßig glaube ich nicht, dass du bei dem Thema an einer echten Diskussion zugänglich bist, also lasse ich es.