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Zivilgesellschaft in Israel: „Wir wollten diesen Krieg nicht“

Belltower.News


Von Nahal Oz aus ist der Krieg in Gaza besonders sichtbar. Die Nachbarschaft Shejaiya gleicht einer Trümmerlandschaft.

(Quelle: Nicholas Potter)

Sechszehn Monate nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 bleibt der 400-Seelen-Kibbuz Nahal Oz im Süden Israels so gut wie evakuiert. Nur 20 Bewohner*innen sind inzwischen wieder zurückgekehrt. Einer ist Matan Weitz. Seit September wohnt der 27-Jährige mit Bart und grünem Vans-Hoody wieder in der kleinen, eingezäunten Community an der Grenze zu Gaza, die vor anderthalb Jahren zu einem Schauplatz des Massakers wurde, das ganz Israel erschütterte.

Weitz wartet an einem Militärcheckpoint auf einer Landstraße in der Negevwüste. Hinter ihm steht ein riesiger gelber Stuhl auf einem Kreisverkehr wie ein surreales Kunstwerk. Das sei ein Denkmal für die rund 250 Menschen, die nach Gaza verschleppt wurden, „ein Platz für die Geiseln nach ihrer Rückkehr“, erklärt er, bevor zwei Soldaten der israelischen Armee (IDF) ihn durchwinken, zu dem kleinen Kibbuz, der inzwischen weltweit bekannt ist.

Es ist ein sonniger Wochentag Ende Januar, wenige Tage nachdem ein Waffenstillstand zwischen der Hamas und Israel am 19. Januar in Kraft getreten ist. Bis heute ist die Straße hinter den Soldaten nach Nahal Oz für normalen Verkehr gesperrt. Eine hohe Betonmauer schützt den kurzen Weg vor Artilleriebeschuss aus dem palästinensischen Küstenstreifen, darauf prangen in Großbuchstaben die Worte: „Bring them home“ – gemeint sind die Entführten.

Eine Schutzmauer im Kibbuz

Nicht mal ein Kilometer hinter dem Kibbuz stehen in Sichtweite die Ruinen von Gaza – bis zum Ceasefire noch aktives Kriegsgebiet, und jetzt schon wieder. „Von Tür zur Tür ist Nahal Oz die nächste israelische Community zu Gaza“, erklärt Weitz, der in seinem weißen Seat am äußeren Grenzzaun des Kibbuzes hält.

„Da drüben ist Shejaiya“, sagt Weitz, und zeigt auf die Trümmerlandschaft im Hintergrund. „Es war eine der gefährlichsten Nachbarschaften in Gaza, in der viele Terroristen gewohnt haben.“ Es war aber auch eine der dichtbesiedelsten Gegenden in dem Küstenstreifen, mit bis zu 100.000 Einwohner*innen. Geschätzt 80.000 von ihnen sollen laut Berichten internationaler Medien geflohen sein.

Terror und Trümmerlandschaften

Heute sieht man nur Schutt und Asche. Nach dem Hamas-Angriff räumte die IDF als Sicherheitsmaßnahme eine etwa ein Kilometer breite „Pufferzone“ im Gazastreifen, dafür machten sie etliche Häuser dem Erdboden gleich, was Menschenrechtsorganisation wie die israelische B’Tselem wiederum als „Kriegsverbrechen“ kritisiert haben.

Weitz ist ambivalent. „Es macht mich nicht froh, diese Zerstörung zu sehen“, sagt er. „Ich wünsche mir, dass wir das nicht machen müssten, aber ich weiß, warum es notwendig ist.“

Matan Weitz im Kibbuz Nahal Oz

Das Warum hat sich im Gedächtnis der engverbundenen Community, in der jeder jeden kennt, eingebrannt. Bis heute ist Nahal Oz vom 7. Oktober traumatisiert. An diesem Tag überfielen Kämpfer der Hamas und anderer palästinensischen Terrororganisationen zahlreiche Kibbuzim in der Region, sie ermordeten dabei 1.200 Menschen – größtenteils Zivilist*innen. Laut einer IDF-Untersuchung, die Anfang März veröffentlicht wurde, drangen 180 schwer bewaffnete Terroristen in Nahal Oz ein. Erst sieben Stunden später rückte die IDF an.

Es war zu spät: 15 Kibbuzniks waren tot, acht wurden nach Gaza entführt. Auch drei der wenigen Soldaten, die eigenständig zum Kibbuz gefahren waren, um ihn zu verteidigen, als die Befehlsstruktur der IDF kollabierte, verloren ihr Leben. Die Terroristen überfielen zudem den benachbarten Militärstützpunkt und töteten dort mehr als 60 Soldat*innen.

Nach all dem sei es nicht leicht, wieder in Nahal Oz zu leben, sagt Weitz, denn hier erinnere alles an diesen Tag. Er fährt denselben Weg der Terroristen durch den Kibbuz und hält an verschiedenen Stellen. „Hier sind sie mit Sprengstoff und Motorrädern durch den Zaun eingedrungen“, sagt er etwa. „Und hier ermordeten sie unseren Sicherheitschef Ilan: Er hatte keine Chance, war ihnen komplett ausgeliefert.“

Weitz parkt vor einem weißen Neubau mit geschlossenen Jalousien und einzelnen Schusslöchern: „Das ist das Haus von Amir Tibon“ – damit meint er den Haaretz-Journalisten, der sich zehn Stunden lang mit seiner Frau und zwei kleinen Töchtern im Kinderzimmer verschanzen musste und das Buch Die Tore von Gaza über seine Erfahrung schrieb.

Erinnerungen an die Vermissten

Der Rundgang endet im Zentrum des Kibbuz, wo die alte Kantine steht. An der Fassade des cremefarbenen Betonbaus steht ein großes Transparent mit Namen und Fotos der acht Entführten aus der Community, die jüngsten waren erst acht und 15 Jahre alt. Fünf kamen im November 2023 durch einen Deal frei, einer wurde in Geiselhaft ermordet und im Februar an Israel übergeben.

Die alte Kantine in Nahal Oz (NP)

Omri Miran ist bis heute in Geiselhaft. Im Februar bekam seine Familie ein Lebenszeichen. In der zweiten Phase des Waffenstillstands sollte er freikommen, zu der es allerdings nicht mehr kam, nachdem Israel das Waffenstillstandsabkommen im März wieder aufgekündigt hatte.

„Wir warten alle auf Omri, vor allem seine Frau Lishay“, sagt Weitz. „Er hat zwei kleine Töchter – sie waren nur Babys, als er entführt wurde.“ Auch den Leichnam von Joshua Mollel, einem tansanischen Studenten, der als Praktikant in Nahal Oz arbeitete, hält die Hamas bis heute in Gaza.

In der ersten Phase des Waffenstillstands ließ die Hamas 33 Geiseln frei – im Tausch gegen fast 2.000 palästinensische Gefangene, darunter Terroristen und verurteilte Mörder, aber auch Teenager und Menschen, die ohne Prozess inhaftiert wurden – aus Sicherheitsgründen, sagt Israel. Doch am 18. März setzte Israel seine Luftangriffe in Gaza fort, einen Tag später folgte ein begrenzter Bodeneinsatz.

Israel begründet das damit, dass Verhandlungen über die zweite Phase des Deals bislang ohne Erfolg blieben und die Hamas die restlichen Geiseln immer noch gefangen hält. Kritiker warnen, dass mit einer Fortsetzung des Krieges das Leben der restlichen Geiseln nur noch gefährdeter wird.

Beim Treffen mit Weitz ist diese Entwicklung noch nicht abzusehen. Er begrüßt damals den Deal, der im Januar beschlossen wurde – auch die zweite Phase. „Es ist eine Gelegenheit, die wir schlicht nicht verpassen dürfen, unsere Geiseln wieder nach Hause zu bringen“, sagt er. Israel hätte bereits zu viele Chancen verpasst, ein Deal hätte bereits im vergangenen Sommer zustande kommen können, kritisiert er.

Doch Weitz hält sich auch nicht mit Kritik zurück: „Die Palästinenser feiern das nun, dass Terroristen freigelassen wurden. Und das zeigt, dass die Mehrheit keinen Frieden wollen. Sie haben sich für die Hamas entschieden und das werden sie immer wieder tun.“

Empfangskomitee in der Westbank

Einen Tag vorher in Ramallah, der De-facto-Hauptstadt der palästinensischen Westbank: Rund 50 ältere Männer und Frauen sitzen auf Plastikstühlen auf einem zentralen Platz, viele halten Plakate mit den Namen und Fotos ihrer Söhne, die noch in israelischen Gefängnissen sitzen.

Hinter ihnen: ein Transparent der „National and Islamic Forces in Ramallah“, das die Freigelassenen aus den „Besatzungsgefängnissen“  begrüßt. Zu dem Bündnis zählen auch die Terrororganisationen Hamas, PFLP und Palestinian Islamic Jihad.

„Jede Woche treffen wir uns hier“, erzählt nach der Kundgebung Khaula, eine 60-jährige Gewerkschafterin, die im Vorstand des Palästinensischen Generalverbands und der kommunistischen Palästinensischen Volkspartei sitzt. „Viele ihrer Söhne sitzen schon seit 30, 40 Jahren im Gefängnis“, sagt sie über die Männer und Frauen mit den Plakaten. „Länger als Mandela.“

Khaula hat rabenschwarze Haare, sie trägt eine schwarze Bluse mit Kragen und eine schwarze Hornbrille. Doch weder ihren Nachnamen noch Fotos von ihr möchte sie veröffentlicht sehen, „aus Angst vor den israelischen Checkpoints“, sagt sie. An den vielen Kontrollstellen in der Westbank will sie nämlich nicht als Unruhestifterin markiert werden.

Den Waffenstillstand-Deal begrüßt auch Khaula. Sie spricht vom „Genozid“ in Gaza, hofft, dass mit dem Ende des Krieges auch das Ende der israelischen Besatzung folgen wird. „Israel besetzt unsere Länder seit 77 Jahren“, sagt sie – und meint damit auch das Kernland Israel seit der Staatsgründung des jüdischen Staates 1948.

Und dass viele der freigelassenen Gefangenen verurteilte Terroristen sind, die Zivilisten ermordet haben? „Sie kämpfen für Freiheit“, kontert Khaula. „Und es ist unser Recht, für unsere Freiheit zu kämpfen.“ Auch die islamistische Hamas will Khaula nicht kritisieren, selbst wenn sie politisch anderer Meinung ist: „Die Hamas ist Teil unseres Volkes. Ich bin Kommunistin, sie sind Religiöse. Aber wir alle sind gegen die Besatzung.“

Ramallah (NP)

Laut einer Umfrage des in Ramallah ansässigen Forschungszentrums „Arab World Research and Development“ aus Dezember 2024 befürworten 25 Prozent der Befragten in der Westbank eine Regierung der Hamas, nur zehn Prozent sprechen sich für die von Mahmoud Abbas geführte Palästinensische Autonomiebehörde aus. Im Gazastreifen sind die Zustimmungswerte umgekehrt: Dort wird die islamistische Terrororganisation immer unbeliebter, in der vergangenen Wochen kam es zu tagelangen Proteste gegen das autoritäre Regime. Und einer Umfrage aus September des Thinktanks „Palestinian Center for Policy and Survey Research“ zufolge, ebenfalls mit Sitz im Ramallah, waren in der Westbank 75 Prozent der Befragten zufrieden mit der Performance der Hamas – gegenüber nur 39 Prozent im Gazastreifen.

Manche jüngere Palästinenser*innen in der Westbank haben einen weniger eindeutigen Blick auf den Konflikt. Zwei junge Frauen sitzen am Abend in einer hippen Bar in Ramallah. Über die Boxen läuft Techno, es gibt Craftbier vom Fass. Die beiden studierten im britischen Exeter und im kanadischen Vancouver, erst seit kurzem sind sie wieder in der Westbank. „Wir versuchen uns immer noch einen Reim auf diese verrückte Situation zu machen“, sagt eine, während sie Käsenachos isst. „Wir entscheiden noch, ob wir hier überhaupt bleiben wollen“, sagt die andere.

Straßenblockaden gegen den Deal

Zurück in Israel sind nicht alle zufrieden mit dem damals noch herrschenden Waffenstillstand, mit der Unterbrechung des Krieges wie Matan Weitz aus dem Kibbuz Nahal Oz. In Jerusalem werden im Januar am Abend des Deals während Rushhour die Hauptadern der heiligen Stadt von rechtsradikalen Siedlern und ultraorthodoxen Juden blockiert.

„Natürlich wollen wir, dass die Geiseln nach Hause kommen“, sagt Raziel, ein sportlicher 20-Jähriger mit Kippa, Zizit und schwarzer Windjacke, der seinen Nachnamen nicht veröffentlicht sehen will. „Aber das ist es nicht wert, denn die Terroristen werden zurückkommen und noch mehr Terror ausüben, und wenn wir uns aus dem Gazastreifen zurückziehen, wird das Ganze wieder von vorne beginnen.“

Raziel kritisiert den israelischen Rückzug aus dem Gazastreifen im Jahr 2005 und die Osloer Abkommen – zwei Interims-Friedensabkommen, die in den 1990er Jahren zwischen Israel und den Palästinensern unterzeichnet wurden. Auch den Deal, den gefangenen IDF-Soldaten Gilad Shalit 2011 freizulassen, findet er problematisch: Damals kamen 1.000 palästinensische Gefangene im Tausch frei, darunter Yahya Sinwar, späterer Chef der Hamas in Gaza und Architekt des 7. Oktober.

Zu der humanitären Hilfe, die im Rahmen des Deals nach Gaza geliefert wurde, sagt er: „Gebt ihnen keine Lebensmittel, denn das macht sie stark, und das wollen wir nicht.“

In den folgenden Wochen werden ähnliche Demonstrationen immer wieder in Jerusalem stattfinden. Die Proteste sind laut. Aber eine Ablehnung des Deals ist im Rest der Gesellschaft nicht weit verbreitet. Laut einer Umfrage des Israeli Democracy Institute unterstützt eine klare Mehrheit der Israelis ein umfassendes Abkommen zur Freilassung aller Geiseln im Gegenzug für ein Ende des Krieges in Gaza. Eine Mehrheit ist auch der Meinung, dass Premierminister Benjamin Netanyahu Verantwortung für den 7. Oktober übernehmen soll – mit einem Rücktritt jetzt oder nach dem Krieg.

„Ich werde erst optimistisch über die Zukunft sein können, wenn alle Geiseln wieder zurück sind – auch unser Omri“, sagt Matan Weitz im Kibbuz Nahal Oz. Auch er fordert politische Konsequenzen: „Die Regierung muss alles untersuchen – was genau am, vor und nach dem 7. Oktober schiefgegangen ist.“

Gleichzeitig will Weitz mehr Sensibilität über die Tragödie, die seine Community befallen ist. „Viele wissen immer noch nicht, was uns an diesem Tag geschehen ist.“ Er kritisiert Desinformation in den sozialen Medien und den global grassierenden Antisemitismus. „Wir wollten diesen Krieg nicht“, sagt er. „Wir hatten keine Wahl.“

Nun tobt dieser Krieg weiter, die Hamas feuert wieder Raketen auf Tel Aviv, in Gaza sind laut der von der Hamas geführten Gesundheitsbehörde Hunderte Menschen durch israelische Luftangriffe ums Leben gekommen. Ein Ende ist nicht in Sicht.

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Weidel & Musk: AfD-Fans schämen sich für diesen Auftritt

Am Donnerstagabend trafen sich die rechtsextreme AfD-Parteichefin Alice Weidel und der faschistische Multimilliardär Elon Musk auf Twitter zu einem Live-Gespräch. Was als vermeintlicher PR-Coup geplant war, endete in einem rhetorischen und inhaltlichen Desaster, wie selbst rechte Fans enttäuscht feststellen mussten.

Rechte tränen

Bereits die Ankündigung war ein peinlicher Reinfall: Als Elon Musk für sein Gespräch warb, schrieb er natürlich erstmal Alice Weidel falsch und verlinkte die falsche Person.

Und von den Rechten gab es hochtrabende Ankündigungen. Ein rechter Account verkündete vor Beginn des Spaces triumphierend: „Morgen wird ein Feuerwerk aus linken Tränen. Die werden alle die Nacht nicht schlafen können.“ 

Doch was kam danach? Kein Feuerwerk, sondern vielmehr das Getränke-Service für rechte Tränen. Nach dem Space musste derselbe Account eingestehen: „Das war eine sehr mittelmäßig genutzte Gelegenheit. […] Insgesamt war es für beide ein Armutszeugnis.“

Ein solcher Wechsel von triumphierenden Ankündigungen zu verärgerten Bewertungen ist selten so offensichtlich dokumentiert worden.

Ein weiterer Account fiel ein ebenso vernichtendes Urteil: „Insgesamt enttäuschend bis sehr schwach. Kein klarer Faden, offenbar schlecht vorbereitet. Keine echten Inhalte hier platziert. Wie kann sowas passieren?“ Dieser Tweet wirft vor allem die Frage auf: Wie viel schlechter kann ein Space laufen, wenn selbst loyale Unterstützer ihn so deutlich kritisieren?

Noch harscher war ein Nutzer, der Weidel offen aufforderte, als Parteivorsitzende zurückzutreten. Er schrieb: „Bitte treten Sie als Vorsitzender der AfD zurück. Sie haben nicht das Zeug dazu & Sie haben den entscheidenden Fehler gemacht, zu glauben, dass Amerika den deutschen Medien glaubt.“ Der Account sagt tatsächlich sogar, dass er wieder CDU wählen wird, solange Weidel an der Spitze sei!

Hier wird nicht nur die Schwäche Weidels, sondern auch die Strategie der AfD generell infrage gestellt. Der Vorwurf, Weidel sei keine starke Führungspersönlichkeit, dürfte innerhalb der Partei besonders wehtun. Andere fragen sich: Warum soll jemand nach diesem Gespräch AfD wählen?

Peinlich und unfreiwillig komisch

Das Gespräch selbst war geprägt von gegenseitigem Zustimmen, wobei Musk und Weidel sich scheinbar gegenseitig in ihrer Ahnungslosigkeit überboten. Ein besonders skurriler Moment war der sogenannte „Ja-Sager-Dialog“:

Weidel: „Ich möchte keine Ja-Sager um mich!“„Ja!“„Man kann nicht lernen, wenn man nur Ja-Sager hat!“„Ja!“„Man braucht kritisches Feedback, die Ja-Sager schaden dem Fortschritt!“„Exactly, ja!“

Wir haben nachgezählt: Insgesamt sagten Musk und Weidel in diesem Gespräch gemeinsam insgesamt mehr als 50-mal „Ja“ zueinander – was nicht gerade für kritisches Feedback oder inhaltliche Tiefe spricht. Besonders ab Minute 52 wurden die ständigen Zustimmungen der beiden selbst den Zuhörern unangenehm, wie einige rechte Kommentare auf Twitter zeigten. Natürlich gab es auch jede Menge Mitläufer, die blind alles lobten und feierten, da die AfD schließlich ihre Followerschaft über die Jahre gut indoktriniert hat, unkritisch alles abzufeiern, was pro Partei ist, aber die Masse an Scham ist nicht zu übersehen.

Desinformation und bizarre Vergleiche

Neben der rhetorischen Schwäche war der Space auch inhaltlich ein Reinfall. Weidel verlor sich in absurden Exkursen und behauptete etwa den Quatsch: „Hitler war ein Kommunist“, weil dieser Unternehmen verstaatlicht habe. Das glauben nicht mal AfD-Fans, die teilweise doch eher positive Einstellungen zu dem Nazi haben. Musk erwiderte darauf nicht kritisch, sondern machte wieder den Ja-Sager.

Faktencheck: Die Zerstörung vom „Die Nazis waren links!“-Bullshit

Ironischerweise gibt es sogar Verbindungen und Kontinuitäten von der NSDAP zur AfD: In Gruppen, die von NSDAP-Mitgliedern gegründet wurde, waren auch AfD-Mitglieder zum Beispiel.

Warum die AfD überwacht werden muss: Die ganze Radikalisierung von 2013-2022

Auch soll ein Milliardär die AfD finanziell unterstützt haben, dessen Vater Hitler Bewunderer gewesen war und von genau jenen Enteignungen jüdischer Unternehmen direkt finanziell profitierte – und ein Vermögen anhäufte, das sein Sohn erbte. Der Sohn, der dann die AfD indirekt finanziell unterstützte?

Exklusiv: Facebook lässt sich von AfD-naher Zeitung bezahlen, Corona Fakes zu verbreiten

Ein weiteres Highlight war Weidels bizarre Aussage, dass die AfD „der einzige Schutz der Juden in Deutschland“ sei, während sie gleichzeitig die Verantwortung für Antisemitismus allein muslimischen Migranten zuschrieb. Diese Aussagen wurden von zahlreichen Kommentatoren als rein populistisch und faktisch falsch zerpflückt.

Musk hingegen beklagte sich über die deutsche Bürokratie und erzählte, wie sein Tesla-Werk in Brandenburg aufgrund von „25.000 Seiten Genehmigungsunterlagen“ zu einem Albtraum geworden sei. Während das Publikum hier auf interessante Vorschläge oder konstruktive Kritik hoffte, blieb Musk bei pauschalen Aussagen ohne Substanz.

Ein mageres Publikum und ein potenzielles Nachspiel

Der Space erreichte weltweit gerade einmal 1,5 Millionen Zuhörer – und das laut der offiziellen Zahl von Twitter, die Anzahl derjenigen, die tatsächlich das Gespräch größtenteils gehört haben, dürfte weit geringer sein. Zwischenzeitlich wurden maximal 200.000 Zuhörer angezeigt. Doch selbst die größere Zahl ist eine Zahl, die jede durchschnittliche Talkshow in Deutschland problemlos übertrifft. Das „Traumschiff“ erreicht allein 5 Millionen in Deutschland. Angesichts der Tatsache, dass ein Großteil der Zuhörer wohl aus Musks US-Followern bestand, bleibt fraglich, ob überhaupt nennenswert viele deutsche Wähler erreicht wurden. Umso peinlicher, dass die beiden womöglich deutschen Recht gebrochen haben für so eine magere Reichweite.

Doch die größte Gefahr für die AfD könnte ein juristisches Nachspiel sein. Da Musk ein US-Bürger ist, könnte sein Engagement als illegale Wahlwerbung aus dem Ausland gewertet werden. Die Bundestagsverwaltung und die EU prüfen bereits, ob Twitter-Algorithmen eingesetzt wurden, um die Reichweite des Events zugunsten der AfD zu manipulieren. Sollte dies der Fall sein, drohen der Partei empfindliche Strafen.

Weidel-Werbung: Wird Musk die AfD Millionen kosten?

Fazit: Ein Desaster auf ganzer Linie

Was als Wahlkampf-Highlight geplant war, entpuppte sich als rhetorische Bankrotterklärung und PR-Desaster. Selbst die eigenen Fans konnten diesen Auftritt nicht schönreden, und die gegenseitigen Lobhudeleien von Musk und Weidel machten die Inszenierung nicht glaubwürdiger. Einige haben sich sogar von der AfD abgewendet! Stattdessen hinterließ der Space den Eindruck von zwei Personen, die sich gegenseitig ohne jeden Tiefgang bejubelten und dabei unfreiwillig komisch wirkten.

Für die AfD bleibt zu hoffen, dass dieser „Ja-Sager-Space“ nicht auch noch teure juristische Folgen hat – ansonsten wird die Partei dieses Event doppelt bereuen. Die Frage bleibt: Warum sollte jemand nach diesem Auftritt tatsächlich AfD wählen? Das fragen sich die AfD-Fans sogar selbst nach einer Nacht mit „rechten Tränen“.

Teile des Artikels wurden mit maschineller Hilfe erstellt. Artikelbild: Frederic Legrand – COMEO (Musk), Carsten Koall/dpa (Weidel), canva.com (Hintergrund).

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